Geschichte des Gutshausensembles
„Mein kleines Parow bei Stralsund“ hat Freiherr von Langen (1928 erster deutscher Olympiasieger im Reitsport) immer zu seinem Wohnsitz gesagt.
Der Kernbau und das markanteste Gebäude der Ortschaft ist bis heute das Herrenhaus Parow. 1860 im englisch-deutschen Baustil im Auftrag des Freiherrn von Langen errichtet, ist das "Schloss Parow" bis heute sehr gut erhalten. In der Gegenwart engagieren sich die Bürger der Gemeinde Kramerhof und die Mitglieder des Jugendhauses Storchennest gemeinsam um den Erhalt und die künstlerische Besetzung des Gutshausensembles Parow. Dazu gehören
- Alte Reit- und Kutschstall = heutiges Gemeindezentrum
- Alte Reithalle = heutige Pension
- Wirtschaftsstall = minimanufaktur mit Schmiede, Atelier, betreutes Jugendwohnen und einer gehobenen Gastronomie,
- Alte Orangerie (1910) = Café mit Gärtnerei
- Kapelle im Alten Gutshaus = Ort für Trauungen, Gottesdienste und Ausstellungen
Der Freiherr errang auf seinem Pferd „Draufgänger“ zwei Goldmedaillen im Einzel und in der Mannschaftswertung. Und dieser Umstand machte den Adligen zu einem Idol, das wenig später von den Nationalsozialisten für sich vereinnahmt wurde. Die reiterliche Persönlichkeit mit zweifelhafter Nähe zu den Nationalsozialisten wurde nach seinem Tode für nationalsozialistische Propaganda als Sinnbild eines deutschen Helden aufgebaut. Die Nazis verfilmten sein Leben 1941 mit dem Titel „reitet für Deutschland“ als arisch-heroisches Rührstück, welches 1944 vom Reichspropagandaminister Joseph Goebbels als Film von „nationaler Bedeutung“ eingestuft wurde.
Diese Geschichte lebt auch weiterhin in den Köpfen der Bürger, die einerseits in der Region des Guthausensemles des Freiherr von Langens in Parow wohnen und leben, oder aber auch indirekt als auch direkt mit der Geschichte in der Region konfrontiert werden. Die Gemeinde Kramerhof ist seit über 20 Jahren bestrebt das Gut in Parow mit seinem Gutshaus, Pferdestall, Gutsgärtnerei sowie weiteren Wirtschaftsgebäuden teilweise zu sanieren und in Nutzung zu bringen. Immer wieder ist die historische und architektonische Geschichte zum Tragen gekommen, wesentlicher Bestandteil und Kernfragen waren dem reiterlichen Helden zugeordnet. Die Gemeinde hat aufgrund vieler Nachfragen gemeinsam mit dem Jugendhaus Storchennest thematische Veranstaltungen mit Herr Dr. Grassmann organisiert, um klare Abgrenzungen zwischen reiterlichen Erfolgen und der bekannten Zugehörigkeit zum Nationalsozialismus organisiert. Es ist kaum ausreichend und wir haben kaum Zugänge zur Bevölkerung, um dieses Thema ausreichend zu bearbeiten. Aus diesem Grunde haben wir ein künstlerisches Projekt mit dem Künstler Nando Kallweit aus Mecklenburg-Vorpommern aufgenommen, welches schwerpunktmäßig in die geschichtliche Aufarbeitung eines reiterlichen Sportsfreundes, eben aber auch in die Abgrenzung zum Tun und Handeln eines nationalsozialistischen Adligen steht. Nando Kallweit ein Mecklenburger, der um diese Geschichte weiß, kommunalpolitisch aktiv ist und sich als Künstler mit vielen Fragestellungen auseinandersetzt. Er ist maßgeblich mit den Teilnehmenden in die Geschichte eingegangen, hat sie ausbuchstabiert und sie künstlerisch umgesetzt. Als Ergebnis ist ein Produkt entstanden, dass als Schaustück dem Gutsensemble zugeführt wurde und die Besucher durchaus eine klare Distanzierung zum Nationalsozialismus erkennen können. Dieses Kunstwerk zeigt das Pferd „Hanko“ mit einem Reitzylinder vom Freiherr von Langen und ist in dem Café am Gutshaus als Bronzefigur ausgestellt.
Durch regelmäßige Veranstaltungen wie z. B. Vernissagen der Künstlerin Petra Feyerherd im Gutshaus, Gutshaus(air)leben mit vielen künstlerischen und kulinarischen Angeboten auf dem Vorplatz des Gutshauses, wie auch Nachbarschaftsfeste, Singen im Mai, Schlachte- und Obstfeste, sowie Blues- und Boogieveranstaltungen finden für die Bürger und Gäste erlebbare Angebote statt. Die Festveranstaltungen legen dabei in jeglicher Hinsicht den Focus auf Geschmack, Anspruch, Ästhetik und kulinarisches Angebot.